Gedichtsinterpretation – Die schlafende Laura – Das Rosenband
Im Folgenden findet ihr einen Vergleich der Gedichte „Die schlafende Laura“ von Gotthold Lessing und „Das Rosenband“ von Friedrich Klopstock. Der Themenbereich Liebeslyrik ist im Abitur in Baden-Württemberg aktuell Sternchenthema.
In dem Gedicht „Die schlafende Laura“, das im Jahre 1753 vom Gotthold Lessing verfasst wurde, und in dem Gedicht „Das Rosenband“, das im gleichen Jahr von Friedrich Klopstock niedergeschrieben wurde, fühlt sich jeweils das lyrische Ich zu einer schlafenden Frau hingezogen. Während im lyrischen Text von Lessing die Liebe, die vom lyrischen Subjekt ausgeht, auf Einseitigkeit beruht, wird im 2. Gedicht eine Liebe beschrieben, die durch gegenseitige Verbundenheit geprägt ist.
Im Gedicht „Die schlafende Laura“ findet das lyrische Ich in der Natur ein schlafendes Mädchen mit dem Namen Laura. Dieser Anblick führt dazu, dass starke Gefühle beim lyrischen Subjekt ausgelöst werden. Daraufhin nähert er sich der schlafenden Person und küsst sie mehrmals, wodurch sie aufwacht. Dabei sieht er in ihren Augen den Himmel.
Zunächst ist auffällig, dass dieses Gedicht nur aus einer Strophe besteht. Diese Einheit kommt vermutlich dadurch zustande, weil nur eine einmalige Begegnung zwischen dem lyrischen Ich und der schlafenden Frau stattfindet, das diese zufällig in der Natur findet. Die Wörter „Mein Glück mich Lauren finden“ (Vers 6) verstärken die eben aufgestellte Vermutung. Am Anfang des Gedichtes im Vers 1 wird als Versmaß ein Daktylus verwendet, der sich dann in einen Jambus wandelt. Dieser Wechsel des Metrums hat zur Folge, dass die schlafende Laura vom restlichen Geschehen abgegrenzt wird und dadurch in den Mittelpunkt gestellt wird. Ebenso erzeugt ein gleichmäßiger Jambus Harmonie, welche die Empfindungen des lyrischen Ichs verdeutlicht. Bei Betrachtung des Reimschemas fällt auf, dass Lessing auch hier variiert. Die Paarreime in den Versen 1-6 spiegeln das auftretende Glück beim lyrischen Ich beim Auffinden des Mädchen wider. Die darauf folgenden Kreuzreime in den Versen 7 – 14 betonen die vom lyrischen Subjekt empfundene Ignoranz Lauras. Dieses Empfinden löst sich allerdings in den Versen 15-22 wieder auf und der Sprecher hofft, dass die Schlafende von ihm träumt, was durch einen Paarreim dargestellt wird. Der folgende umarmende Reim in den Versen 20-23 verstärkt sein Empfinden. Wegen des Kusses in den Versen 24-27 folgt hier ein Kreuzreim. Den Abschluss bildet ein Paarreim aufgrund der Tatsache, dass der Himmel aufgeht (vgl. V. 28-29). Im gesamten Gedicht ist auffällig, dass es fast nur elliptische, über mehrere Zeilen verlaufende, Sätze gibt. Dies lässt sich durch die plötzlich auftretenden Gefühlsschwankungen und die starken Empfindungen für Lauren beim lyrischen Ich erklären. Die Hyperbel im Vers 8 „Schlug jede Blum ihr Haupt zu Erden“ bekräftigt die Schönheit der schlafenden Person, sodass selbst die Natur Laura gefallen will. Ebenso gibt es viele Wortwiederholungen der Wörter „gefiel“ (Vers 15 und 16), „träumte“ (Vers 17 und 18) und von Wörtern aus dem Wortfeld empfinden (vgl. Vers 20 -24). Diese spiegeln die überdurchschnittliche Hingezogenheit und sein starkes Empfinden wieder. Dadurch, dass er sie jeweils zweimal segnete und küsste (vgl. Vers 25-26) und dies auch durch einen Parallelismus dargestellt wird, wird deutlich, dass das lyrische Subjekt unbedingt will, dass seine Gefühle von der Geliebten erwidert werden. Dieser Drang belegen auch die Anaphern in den Versen 24, 25, 26, die eine Ich-Bezogenheit aufweisen. Am Ende des Gedichtes öffnen sich die Augen, wobei das lyrische Ich in den Augen nur den Himmel sieht. Dies bedeutet, dass die Gefühle des Sprechers von der Frau nicht befriedigt werden, da er nicht in ihre Seele schauen kann. Ein weiteres Indiz für diese These ist, dass durch den Himmel in den Augen kein Blickkontakt entsteht und dadurch Laura den Verehrer ablehnt. Dies führt zum Fazit, dass die Liebe nur einseitig und ohne Einverständnis von der Frau ist.
Im Gedicht „Das Rosenband“ befindet sich das Mädchen schlafend in der freien Natur und wird vom lyrischen Ich mit Rosenbändern festgebunden. Durch das Betrachten der Frau fühlt sich das lyrische Subjekt an sie gebunden. Daraufhin lispelt er sie an, wodurch sie erwacht. Das Mädchen fühlt sich ebenfalls durch den Blick an das lyrische Ich gebunden.
Das Gedicht besteht, im Gegensatz zum zuerst interpretierten, aus vier Terzetten, die zeigen, dass sich die Geliebten schon seit längerer Zeit kennen und dass es sich nicht um eine einmalige Begegnung handelt. Das Benutzen desselben Reimschemas in den Strophen 2 und 4 verdeutlicht, dass es sich um eine gegenseitige Liebe handelt, die sowohl vom lyrischen Ich, als auch von der aufwachenden Frau ausgeht. Diese Tatsache steht im Gegensatz zum Gedicht von Lessing, bei dem die Liebesempfindungen nur vom lyrischen Ich ausgehen. Ein weiterer Aspekt, der dies belegt, ist das durch keine strenge Bindung charakteristische Metrum, welches kein unbedingts Besitzenwollen des lyrischen Ichs ausdrückt. Die anfängliche Situation, bei der die Sprecherinstanz die Frau in der Natur findet, beginnt wie im Gedicht „Die schlafende Laura“, mit der Beschreibung der Natur. Dazu wird hier der „Frühlingsschatten“ (Vers 1) als Metapher genutzt, der den Eindruck einer Idylle erzeugt. Im weiteren Verlauf des Gedichtes drücken die häufigen Zeilensprünge (vgl. Strophe 2 und 4) ihre gegenseitige Verbundenheit aus. Dies bestärkt auch nochmals die Rosenbänder (vgl. Vers 2 und 8), die er um die Schlafende wickelt. Die Rose ist ein Symbol für die Liebe, die er empfindet. Da das lyrische Ich sie damit umwickelt will er sie fest an sich binden, damit er sie nicht wieder verliert. Zu der damaligen Zeit, als das Gedicht geschrieben wurde, wurden Kränze aus Rosen für das Haupt der Braut gebunden, dies weist auf eine künftige Verbindung durch eine Heirat hin. Die auftretenden Apokopen fühlt‘, wusst‘, lispelt‘ (Vers 3, 6, 7) verdeutlichen, dass das lyrische Ich in den Moment, als es seine Geliebte entdeckt, keine klaren Gedanken fassen kann. Dies unterstreicht auch das Oxymoron „lispelt ihr sprachlos zu“ (Vers 7). Er fühlt sich, wie bereits im ersteren Gedicht, sofort an das Mädchen gebunden, was das Zitat „mein Leben hing mit diesem Blick an ihrem Leben“ (Vers 4 und 5). Anders als im ersten Gedicht, bei der das Mädchen die Gefühle des lyrischen Ichs nicht erwidert, ist in diesem Gedicht die Frau, nach dem Betrachten des lyrische Subjekts sofort mit ihm verbunden. Dieser Zustand wird durch einen Vergleich mit dem Elysium, ein paradiesischer Ort veranschaulicht. Da sich beide vermutlich bereits kannten, kann davon ausgegangen werden, dass das Erwachen der Frau mit dem Erwachen ihrer gegenseitigen Liebe gleichgesetzt werden kann. Sie haben wieder zueinander gefunden und wollen ihr restliches Leben miteinander verbringen. Das drängerische Verhalten des lyrischen Ich im ersten Gedicht lässt die Deutung zu, dass er sich von der vergötterten Geliebten körperliche Liebe erwünscht. Im zweiten Gedicht hingegen geht es in erster Linie um geistige Liebe, was man anhand der liebevollen und besorgten Einstellung sieht.
Abschließend kann man sagen, dass diese Gedichte trotz anfänglicher Gleichheit unterschiedliche Themen behandeln. Während im Gedicht von Lessing die Begierde nach Liebe nur einseitig ist, entdecken im Gedicht von Klopstock beide ihre gemeinsame Liebe wieder. Trotz der Tatsache, dass diese Gedichte vor über 250 Jahren geschrieben werden, ist die Thematik auch heutzutage noch aktuell. Oft kommt es vor, dass die Liebe zwischen zwei Personen nachlässt und durch besondere Ereignisse, zum Beispiel Schicksalsschläge, wiederbelebt wird. Ebenfalls ist es alltäglich, dass ein Mensch was für einen anderen empfindet, derjenige aber keine Gefühle für den anderen hat. Persönlich finde ich die Gedichtauswahl gelungen, da beide Gedichte, trotz des selben Entstehungsjahres, sowohl abwechslungsreich in ihrer Form sind, als auch unterschiedliche Themen ansprechend.
Viel Spaß mit der Interpretation der Gedichte.
Diesen Aufsatz kann man nur als eine bitterböse Satire auf kompetenz-orientierte Lyrik-Interpretation lesen, wie sie an heutigen Oberchulen offenbar gelehrt wird. Als solche ist sie nur viel zu lang !
j/\a
Hey,
ich finde die Interpretation sehr gut, ich hätte mir nur gewünscht, dass du vielleicht auf die Epoche eingehst und Zeile 2 (Da band ich sie mit Rosenblättern) interpretierst (Ich muss ein Referat über die Epoche Empfindsamkeit halten und geh auf das Gedicht ein, darum!^^).
Kann ich jetzt das mit Rosenblättern binden als so eine Art Hochzeit im Geiste vorstellen? Weil Rosen ja die Blumen der Liebe sind und so.
Naja, ich find sie auf jeden Fall gut.
Lg,
Pizzafan
Hallo,
diese Interpretation ist dir bis auf einige Stellen gut gelungen.
Stellen wie „Wegen des Kusses in den Versen 24-27 folgt hier ein Kreuzreim“ ergeben für mich einfach keinen Sinn. Wieso sollte ein Kreuzreim aufgrund eines Kusses erfolgen ??
Das solltest du noch einmal überarbeiten.
Mfg JACKSON